Kultusminister stellt Zahlen, Daten und Fakten zum neuen Schuljahr vor
1,25 Millionen Schüler und 81.000 Lehrer an fast 3.700 Schulen – Unterrichtsversorgung bei annähernd 100 Prozent
"Rund 81.000 Lehrerinnen und Lehrer werden im beginnenden Schuljahr 2003/04 mehr als 1,25 Millionen Schülerinnen und Schüler an den 3.689 allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen in Niedersachsen unterrichten. Das sind mehr als jemals zuvor in der Geschichte des Landes Niedersachsen", betonte der Niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann bei der Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn heute in Hannover. "An den allgemein bildenden Schulen wird die durchschnittliche rechnerische Unterrichtsversorgung damit auf annähernd 100 % steigen", hob Busemann hervor.
Auf nunmehr 72.328 Vollzeitlehrereinheiten (rd. 69.000 Personalplanstellen im Haushalt 2003) seien künftig 80.786 Lehrerinnen und Lehrer tätig. Mit insgesamt 4.204 Neueinstellungen werde ein neuer Einstellungsrekord aufgestellt. "Möglich war das durch die von der neuen Landesregierung eingerichteten 2.500 zusätzlichen Lehrerstellen", unterstrich Busemann. "Dazu kommen 1.704 durch Pensionierungen, durch Stundenreduzierungen und Altersteilzeit sowie über Stellenreste frei werdende Stellen."
Bereits ausgewählt seien für die allgemein bildenden Schulen 3.044 Lehrkräfte, von denen 1.301 das Lehramt an Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen, 1.181 das Lehramt an Gymnasien, 238 das Lehramt an Realschulen und 243 das Lehramt an Sonderschulen haben. Dazu kommen 81 Bewerber aus anderen Hochschulstudiengängen als "Quereinsteiger", davon 52 an Hauptschulen und Realschulen, 15 an Gesamtschulen und 12 an Gymnasien. "Weitere 40 Bewerberinnen und Bewerber erhalten in den nächsten Tagen noch Post mit einer Einstellungszusage von den Bezirksregierungen", bekräftigte der Kultusminister.
Die meisten neuen Lehrerinnen und Lehrer treten ihren Dienst in der Region Hannover (ohne Stadt Hannover) an, wo 217 Lehrkräfte eingestellt wurden. Es folgen die Stadt Hannover mit 194 Einstellungen, die Landkreise Osnabrück mit 154 Einstellungen, Harburg mit 108 und Emsland mit 105 Neueinstellungen.
800, das sind gut ein Viertel der eingestellten Lehrkräfte, kommen aus anderen Bundesländern. Beim Lehramt am Gymnasium beträgt diese Quote sogar ein Drittel. Stellenzusagen erhielten aber auch 280 junge Lehrerinnen und Lehrer, die erst Ende Oktober den Vorbereitungsdienst beenden. Die Schulen waren in diesen Fällen bereit, noch knapp acht Wochen auf die passende Lehrkraft zu warten. "Damit haben wir auch die Zusage erfüllt, einen Korridor für im Land ausgebildete Bewerberinnen und Bewerber offen zu halten", hob Busemann hervor. Insgesamt hatten mehr als 12.000 Bewerbungen vorgelegen, davon fast 9.000 von Lehrerinnen und Lehrern sowie rund 3.000 von qualifizierten Hochschulabsolventen anderer Studiengänge, so genannten "Quereinsteigern".
Busemann dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den Bezirksregierungen und im Kultusministerium, die nur mit großem Einsatz die umfangreichen Auswahl- und Einstellungsverfahren bewältigen konnten. "Sie haben dazu beigetragen, dass wir entgegen mancher Erwartung punktgenau ins Ziel gekommen sind", lobte der Minister. "Wir wollen Klasse statt Masse. Deshalb konnten auch nur die am besten Geeigneten zum Zuge kommen", so Busemann weiter. 2.676 Bewerberinnen und Bewerber aus Niedersachsen hätten ohne Einstellung bleiben müssen. Darunter seien auch zahlreiche Altbewerberinnen und Altbewerber mit Lehramtsprüfungen aus den 80er Jahren, von denen mangels fächerspezifischem Bedarf (60 % Deutsch bei GHRS, 46% bei Gy.), fehlender Mobilität und teils unterdurchschnittlicher Noten nur wenige eingestellt werden können.
Für lediglich 36 Stellen in allgemein bildenden Schulen habe sich bisher noch keine geeignete Lehrkraft mit der passenden Fächerkombination finden lassen. Davon entfielen 16 Stellen auf das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Latein, Mathematik, Spanisch und Musik (Wittmund). Auf den Insel Spiekeroog sei eine Stelle mit dem Lehramt für Sonderpädagogik noch frei, auf Juist eine Stelle mit Französisch. Die übrigen 18 noch unbesetzten Stellen seien an Hauptschulen und Realschulen im ländlichen Raum.
Im Schuljahr 2003/04 besuchen insgesamt 987.995 Schülerinnen und Schüler die allgemein bildenden Schulen in Niedersachsen, rund 5.000 mehr als im Vorjahr (+0,5 %). Den stärksten Zuwachs verzeichnen dabei die Gymnasien mit einem Plus von 3,3%, gefolgt von den Realschulen und den Sonderschulen mit je 2% Zuwachs. "Den Gipfel des Schülerbergs werden wir erst im nächsten Jahr mit dann 989.000 Schülerinnen und Schülern erreichen" stellte Busemann fest.
Letztmalig nimmt die Zahl der Schulanfänger mit einem Anstieg um 1.200 auf nun 91.000 Schülerinnen und Schüler zu. "In den nächsten 12 Jahren wird sie aber auf rund 73.000 zurückgehen", sagte der Minister voraus. "In der mittelfristigen Gesamtwirkung müssen wir mit einem Rückgang der Schülerzahlen auf rund 800.000 bis zum Jahr 2020 rechnen."
In den berufsbildenden Schulen steigt die Schülerzahl in diesem Schuljahr im Vergleich zum Vorjahr um 2.500 auf nunmehr 268.576 an. Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler absolvieren berufliche Teilzeitschulformen, ein Drittel berufliche Vollzeitbildungsgänge. "Die angespannte Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat den Trend zu den beruflichen Vollzeitschulen (Berufsfachschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, Fachgymnasien und Fachschulen) befördert", erläuterte Busemann.
Rund 1.000 der 2.500 zusätzlichen Lehrerstellen seien für die berufsbildenden Schulen vorgesehen, einschließlich des Ersatzbedarfs insgesamt 1.232 Stellen. Angesichts des harten bundesweiten Wettbewerbs um Berufsschullehrkräfte und um qualifizierte niedersächsische Absolventinnen und Absolventen im Land halten zu können, erfolgt die Einstellung flexibel und schrittweise. Insgesamt 1084 Stellen werden bis Mai 2004 besetzt. 687 Berufsschullehrkräfte treten unmittelbar zum Schuljahresbeginn ihren Dienst an, darunter 60 "Quereinsteiger" mit mehrjähriger Berufserfahrung. Zum 1. November 2003 folgen weitere 113 Lehrkräfte. "Wir wollen allen geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern ein Einstellungsangebot machen können", verwies Busemann auf die Regierungserklärung vom Mai dieses Jahres. Von der vorgesehenen Stellenreserve von 150 Stellen seien 27 Stellen bereits verplant. "Mit den verbleibenden 123 Stellen können wir auf besondere Anforderungen und Situationsveränderungen auf dem Ausbildungsplatzmarkt schnell und flexibel reagieren", gab Busemann zu bedenken.
In 19 berufsbildenden Schulen startet mit Schuljahresbeginn die Erprobungsphase des Schulversuchs "Berufsbildende Schulen in Niedersachsen als regionale Kompetenzzentren", abgekürzt "ProReko". "Wir wollen dabei die jeweils vorhandenen Profile und Stärken der einzelnen Schulen weiter entwickeln und regionale Bildungsressourcen effizienter nutzen, um über mehr Eigenverantwortlichkeit der Schulen die Qualität der schulischen Arbeit zu verbessern", machte der Minister deutlich. Der Schulversuch wird bis zum 31.07.2007 laufen.
"Mit dem Gesetz zur Verbesserung der Bildungsqualität und zur Sicherung von Schulstandorten, das der Landtag am 25. Juni 2003 verabschiedet hat, haben wir die umfassendste Schul- und Bildungsreform seit fast 50 Jahren eingeleitet. Die damit bewirkten Veränderungen und Weichenstellungen auf dem Weg zu einem modernen, durchlässigen und wohnortnahen gegliederten Schulsystem, wirken sich zum Teil bereits im neuen Schuljahr aus", hob Busemann hervor.
- Die Orientierungsstufe wird abgeschafft. Letztmalig gehen in diesem Schuljahr 81.371 Kinder aus der Grundschule in die 5. Klasse einer der 555 Orientierungsstufen. Sie werden aber schon zum Schuljahr 2004/05 in den sechsten Jahrgang der weiterführenden Schulen wechseln, bleiben also nur noch ein Jahr in der Orientierungsstufe. Der Unterricht im letzten 5. Schuljahrgang der Orientierungsstufe wird im Schuljahr 2003/2004 wie bisher auf der Grundlage des derzeit noch gültigen Erlasses sowie der bestehenden Rahmenrichtlinien für die Orientierungsstufe erteilt. Auch diese Schülerinnen und Schüler können wie die folgenden Jahrgänge bereits nach 12 Schuljahren das Abitur ablegen.
- Zum Ende des neuen Schuljahrs 2003/2004 werden die Grundschulen eine Empfehlung für den Besuch einer weiterführenden Schule abgeben. Nach Klasse 4 entscheiden die Eltern, welche weiterführende Schule ihr Kind anschließend besucht. Ein Erlass, der das Verfahren regelt, befindet sich zurzeit in der Anhörung.
- Das neue Schulgesetz schreibt das Prinzip der Durchlässigkeit des Schulwesens ausdrücklich fest. Damit gibt es einen Rechtsanspruch darauf, in eine angemessene Schulform mit den entsprechenden Abschlussmöglichkeiten zu wechseln. Die Einzelheiten werden durch Verordnungen geregelt, die zum Schuljahresbeginn in die Anhörung gehen. Die neuen Verordnungen werden noch im Jahre 2003 in Kraft treten und zum 01.08.2004 wirksam.
- Schülerinnen und Schüler, die zum 01.08.2003 in den 7. Schuljahrgang einer allgemein bildenden Schule eintreten, erwerben einen Abschluss der Sekundarstufe I künftig nur dann, wenn sie eine entsprechende Abschlussprüfung erfolgreich absolvieren. Die Prüfungen finden statt erstmals am Ende des Schuljahres 2005/2006 für den 9. Hauptschuljahrgang und dann am Ende des Schuljahres 2006/2007 für den 10. Schuljahrgang der allgemein bildenden Schulen. Das "Zentralabitur" findet erstmals in der Abiturprüfung 2006 statt. In den schriftlichen Abiturprüfungsfächern werden dann grundsätzlich landesweit einheitliche Aufgaben gestellt.
"Durch diese zentralen Abschlussprüfungen zusammen mit regelmäßigen Vergleichstests, wie zum Beispiel für das Frühjahr 2004 im 3. Schuljahrgang im Fach Mathematik bereits angekündigt, überprüfen und sichern wir schulische Qualität in Niedersachsen und sorgen für Vergleichbarkeit und Gerechtigkeit in der Bewertung", unterstrich Busemann.
"Bildungsqualität beginnt bei den Kindertagesstätten und setzt sich in der Grundschule und den weiterführenden Schulen fort", so der Kultusminister. In über 4.200 Kindertagesstätten, die jetzt wieder dem Niedersächsischen Kultusministerium zugeordnet sind, werden mehr als 241.000 Kinder betreut, erzogen und gebildet. Für das Kindergartenjahr vom 01.08.2003 bis zum 31.07.2004 stellt das Land 7,9 Millionen Euro an Fördermitteln für zusätzliche geeignete Fachkräfte zur Sprachförderung im Elementarbereich bereit. Gefördert werden können Einrichtungen dort, wo mehr als 40 % der Kinder aus zugewanderten Familien einschließlich Spätaussiedlern oder besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen mit Sprachproblemen kommen.
- Im September des neuen Schuljahrs steht flächendeckend an allen Grundschulen des Landes die Sprachstandfeststellung für die im folgenden Jahr schulpflichtigen Kinder an. Kinder, die keine oder nur unzureichende Deutschkenntnisse haben, werden dann bereits ein halbes Jahr vor ihrer Einschulung, ab dem 1. Februar 2004 von den Lehrkräften der Grundschulen gefördert.
- Weitere 219 Grundschulen werden in Verlässliche Grundschulen umgewandelt. Zusammen mit den 240 noch bestehenden Vollen Halbtagsschulen werden im neuen Schuljahr dann 97 % der niedersächsischen Grundschulen, 1.823 von 1.877, mit einem festen Zeitrahmen arbeiten. Ein neuer Grundsatzerlass zur Arbeit in der Grundschule wird erarbeitet und soll zum 01.08.2004 in Kraft treten.
- 10 Grundschulen im Land werden mit einer Eingangsstufe gemäß § 6 Abs. 4 des Niedersächsischen Schulgesetzes arbeiten. In diesen Grundschulen wird kein Kind vom Schulbesuch zurückgestellt, die Kinder des ersten und zweiten Schuljahrgangs werden in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen gemeinsam unterrichtet. Die Eingangsstufe wird von den Schülerinnen und Schüler je nach individuell benötigter Lernzeit in ein bis drei Jahren durchlaufen.
- Die Einrichtung von zehn neuen Regionalen Integrationskonzepten und die Erweiterung sieben bestehender Schulverbünde dieser Art zur sonderpädagogischen Förderung wurden zum 1. August 2003 genehmigt. 33 zusätzliche Sonderschullehrkräfte stehen für die neuen oder erweiterten Förderkonzepte zur Verfügung.
- Mit Beginn des Schuljahres wird an insgesamt acht Grundschulen des Landes der Schulversuch "Islamischer Religionsunterricht" gestartet. Der Unterricht erfolgt in deutscher Sprache, auf der Grundlage eines vom Land herausgegebenen Lehrplans und nach den Bestimmungen des Niedersächsischen Schulgesetzes. Der Unterricht wird von geeigneten Lehrkräften erteilt, die das Land eingestellt hat. Die maßgeblichen Vereine und Organisationen der Muslime in Niedersachsen unterstützen den Schulversuch. Der Schulversuch ist auf vier Jahre angelegt. Von der Schulbehörde wird er fortlaufend begleitet und evaluiert.
-Lehrkräfte der vier Landesbildungszentren für Hörgeschädigte sind geschult worden, um im neuen Schuljahr den Schülerinnen und Schülern im Sekundarbereich I im Rahmen der in der Stundentafel vorgesehenen Arbeitsgemeinschaften den Erwerb von Kenntnissen in der Deutschen Gebärdensprache anzubieten.
- Zum Schuljahresbeginn 2003/2004 wurden 13 weitere Kooperationsverbünde zur Hochbegabtenförderung mit 66 Schulen (39 Grundschulen, 12 Orientierungsstufen, 13 Gymnasien und 2 Gesamtschulen) eingerichtet. Darüber hinaus sind zwei Verbünde in den Bezirken Braunschweig (Landkreis Gifhorn) und Weser-Ems (Landkreis Osnabrück-Nord), die seit dem 01. August 2002 bestehen, erweitert worden um 9 Grundschulen, 3 Orientierungsstufen, 1 Realschule und 2 Gymnasien. Insgesamt bestehen derzeit 29 Standorte mit 167 Schulen, und zwar 98 Grundschulen, 35 Orientierungsstufen, 1 Realschule, 29 Gymnasien und 3 Gesamtschulen.
- Weitere 86 allgemein bildende Schulen führen ganztagsspezifische Angebote am Nachmittag ein. Das ist die höchste Zahl von Ganztagsschulen, die bisher in einem Schuljahr genehmigt wurden. Niedersachsen hat damit nun insgesamt 242 Ganztagsschulen.
- Investitionsmaßnahmen der Schulträger im Zusammenhang mit der Einführung des Ganztagsbetriebs in Gebäude und Ausstattung können in den Jahren 2003 bis 2007 im Rahmen des Programms "Zukunft Bildung und Betreuung" mit insgesamt ca. 395 Millionen Euro unterstützt werden, wobei die Förderung bis zu 90% der Ausgaben umfassen kann.
- 87 von der Vorgängerregierung gesperrte Schulleitungs- und Funktionsstellen an Hauptschulen und Realschulen sind inzwischen ausgeschrieben und weitgehend wieder besetzt worden
- Die so genannten "Präsenztage" für Lehrerinnen und Lehrer wurden abgeschafft. Künftig entscheiden die Lehrkräfte und Schulleitungen wieder selbst, wann in der unterrichtsfreien Zeit Dienstbesprechungen, schulinterne Fortbildungen, Konferenzabsprachen usw. stattfinden.
"Den jetzt eingeschlagenen Weg zur Qualitätsschule in Niedersachsen werden wir fortsetzen. Wir wollen unsere Schulen so weiter entwickeln, dass sie unseren Kindern alle Möglichkeiten bieten in Deutschland und international wettbewerbsfähig zu sein", bekräftigte Busemann abschließend.
Artikel-Informationen
erstellt am:
01.03.2010
Ansprechpartner/in:
Stefan Muhle
Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Schiffgraben 12
30159 Hannover
Tel: 0511 / 120 7145
Fax: 0511 / 120 7451