Neubau des Dokumentationszentrums und neue Dauerausstellung in Bergen-Belsen eröffnet
Busemann: „Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der Selbstreflektion über Menschenrechte“
"Wir wollen und dürfen nicht zulassen, dass sich mit der zunehmenden historischen Distanz die Erinnerung an das, was geschehen ist, und damit die Qualität des Geschehenen verändert. Die unmenschlichen Verbrechen und das unendliche Leid, das hier über Menschen gebracht wurde, dürfen nie vergessen werden. Dabei ist wichtig, dass die Gedenkstätte Bergen-Belsen auch zu einem Ort aufklärerischer Selbstreflektion wird, über die Bedeutung der Menschenrechte und die Verpflichtung, sie immer und überall einzuhalten", sagt der Niedersächsische Kultusminister und Vorsitzende des Stiftungsrats Niedersächsischer Gedenkstätten Bernd Busemann.
Am Sonntag, den 28.10. 2007 wird eine wichtige Etappe auf dem Weg zu diesem Ziel erreicht. In einer feierlichen Zeremonie wird der Schlüssel des jetzt fertig gestellten neuen Ausstellungsgebäudes und Dokumentationszentrums in der Gedenkstätte Bergen-Belsen an Busemann übergeben werden. Eingeleitet wird die Eröffnungsfeier, an der mehr als 1000 Personen teilnehmen, durch Ansprachen des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, und des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff als den Repräsentanten des Bundes und des Landes Niedersachsen, deren finanzielle Unterstützung den Neubau möglich gemacht hatten. Das Gesamtvolumen der Umgestaltungsmaßnahmen beträgt 13 Millionen Euro. Die Bundesregierung beteiligt sich daran zur Hälfte. Wenn künftige Generationen nicht mehr unmittelbar mit den Erfahrungserinnerungen von Zeitzeugen konfrontiert würden, brauche es mehr als Akten, Filme oder geschriebene Texte, stellt der Stiftungsratsvorsitzende fest. "Unser kulturelles Gedächtnis ist angewiesen auf solche greifbaren Stützen, auf Erinnerungsorte und Denkmäler", so Busemann.
Die Ansprachen des Staatsministers und des Ministerpräsidenten, denen Grußworte und Botschaften Überlebender des Konzentrationslagers und des Kriegsgefangenenlagers Bergen-Belsen folgen, werden im "Roundhouse" der britischen Kaserne in Bergen gehalten, einem für die Geschichte Bergen-Belsens bedeutenden Ort. Das "Roundhouse", errichtet als Offizierskasino der Wehrmacht, hatte nach der Befreiung für die Überlebenden des Konzentrationslagers zunächst als Nothospital gedient, bis es die Einrichtungen der befreiten Juden in der britischen Zone aufnahm und vielfach auch als Versammlungsort für die jüdische Selbstverwaltung sowie anfangs auch der polnische Überlebenden diente.
Anschließend begeben sich die Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung zum Friedhof der Gedenkstätte. Dort werden in einer stillen Zeremonie Kränze zum Gedenken an die 20.000 Opfer des Kriegsgefangenenlagers und die mehr als 50.000 Opfer des Konzentrationslagers niedergelegt.
Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes wird auch die neue Dauerausstellung zur Besichtigung freigegeben. Unter den Gästen sind mehr als 100 Frauen und Männer, die das Lager Bergen-Belsen, teils im Kindesalter, überlebt haben, vor allem aus Israel, den USA, Polen, Frankreich, Ungarn oder Russland eigens angereist. Die meisten von ihnen haben als Zeitzeugen mit Videointerviews zur neuen Dauerausstellung beigetragen oder persönliche Dokumente und Gegenstände aus ihrem Besitz zur Verfügung gestellt.
In Bergen-Belsen wird zukünftig die ganze Geschichte des Ortes gezeigt. Sie beginnt mit der Geschichte des Kriegsgefangenenlagers, wobei auch die Geschichte der Kriegsgefangenenlager Fallingbostel, Oerbke und Wietzendorf behandelt wird. Im Zentrum der neuen Dauerausstellung steht die Geschichte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen von 1943 bis 1945. Den Abschluss bildet die Geschichte der Überlebenden, die im einem polnischen Displaced Persons Camp bis Mitte 1946 und im jüdischen Displaced Persons Camp, dem größten in Deutschland, noch bis 1950 in Bergen-Belsen leben mussten. "Dabei gilt es auch zu bewahren, dass mindestens 12.000 jüdische Menschen im Kasernenlager Bergen-Hohne trotz allem hier erfahrenen Leid neue Lebensperspektiven für sich entwickelten. Es wurden Familien begründet und Kinder geboren. Insofern hat Bergen-Belsen auch Symbolkraft für die Kraft und den Mut der Überlebenden, nach vorn zu schauen", so Busemann abschließend.
Die Veranstaltung zur Eröffnung ist nicht öffentlich. Ab Montag, den 29.10. 2007 ist die Gedenkstätte dann täglich von 10 bis 17 Uhr wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Weitere Informationen und Rückfragen:
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten
- Gedenkstätte Bergen-Belsen -
Karin Theilen
Tel.: 05051-4759-24
Fax: 05051-4759-18
Email: karin.theilen@stiftung-ng.de
Artikel-Informationen
erstellt am:
01.03.2010
Ansprechpartner/in:
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Nds. Kultusministerium
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