Kultusministerin Hamburg schließt Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen Stade und Cuxhaven zur Verbesserung der Lehrkräfteversorgung – „Bündel an Maßnahmen soll die Unterrichtsversorgung langfristig sichern“
Um mehr Lehrkräfte auch für die ländlichen Regionen zu gewinnen und Schulen mit nicht besetzten Stellen zu unterstützen, setzen das Niedersächsische Kultusministerium und die Landkreise Stade und Cuxhaven gemeinsam auf abgestimmte landesweite und regionale Maßnahmen. Dazu unterzeichnete Kultusministerin Julia Willie Hamburg am heutigen Freitag gemeinsam mit den Landräten Kai Seefried (Stade) und Thorsten Krüger (Cuxhaven) eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.
Ziel der Kooperationsvereinbarung ist es, die Versorgung mit Lehrkräften landesweit nachhaltig zu sichern. „Aufgrund des bundesweiten Fachkräftemangels gibt es insbesondere in ländlichen Regionen, nichtgymnasialen Schulformen sowie bestimmten Unterrichtsfächern spürbare Engpässe. Grund dafür sind unter anderem zu geringe Absolventenzahlen in Lehramtsstudiengängen sowie das Bewerberverhalten, welches maßgeblich für die heterogene Versorgungslage ist. Durch ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen und regional angepasste Maßnahmen erhoffen wir uns eine Verbesserung der Unterrichtsversorgung in den beiden Landkreisen. Erfolgreiche Maßnahmen können und sollen dann auf andere Regionen mit ähnlichen Problemen übertragen werden. Ich möchte den beiden Landkreisen Stade und Cuxhaven danken, die den Impuls für die heute unterzeichnete Kooperationsvereinbarung gegeben haben“, sagte Kultusministerin Hamburg.
In einem längeren Austauschprozess haben Vertretungen der Landkreise und des Kultusministeriums die konkreten Möglichkeiten geprüft, die nun beispielhaft in diesen Regionen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Ausschlaggebend war hierbei auch die Unterrichtsversorgung, die insbesondere im nichtgymnasialen Sekundarbereich I sowie an Förderschulen besonders angespannt ist. Die Kooperationspartner sind sich hierbei einig, dass es sich nicht um kurzfristige, einfache und schnelle Maßnahmen handelt. Hamburg: „Wir gehen hiermit den Weg der 1.000 Schritte für eine bessere Unterrichtsversorgung und zeitgemäße Bildungsangebote konsequent weiter. Und sorgen mit einem Bündel an kleineren und größeren Einzelmaßnahmen dafür, die Unterrichtsversorgung langfristig zu sichern.“ Dafür sei es wichtig, sowohl die regionale Perspektive vor Ort als auch die zentrale Steuerung durch das Kultusministerium stärker abgestimmt in den Blick zu nehmen.
„Ich freue mich, dass unsere Initiative auf offene Ohren bei der Kultusministerin gestoßen ist und wir sie für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten“, sagt Stades Landrat Kai Seefried. Eine solche Kooperation sei landesweit einzigartig und ein wichtiges Signal für den ländlichen Raum. „Obwohl die Landkreise für die Unterrichtsversorgung nicht originär zuständig sind, sehen wir die hohe Bedeutung des Themas. Die Schulen leiden sehr unter der derzeitigen Situation. Deshalb sind unsere Landkreise bereit, einen Beitrag zu leisten, um die Situation zu verbessern“, betont Seefried. „Unsere Region ist hochattraktiv für Lehrerinnen und Lehrer. Unsere Landkreise sind wirtschaftlich und kulturell stark aufgestellt“, sagt der Stader Landrat. „Wir sind angebunden an die Metropolregionen Hamburg und Bremen, unsere Schulen sind gut ausgestattet.“
Auch Cuxhavens Landrat Thorsten Krüger pflichtet bei: „Der gemeinsame Weg des Ministeriums und der Landkreise Cuxhaven und Stade zeigt, wie wichtig uns dieses Thema ist. Es mag unkonventionell klingen, weil die Unterrichtsversorgung nicht zu unseren originären Aufgaben gehört und diese Zusammenarbeit die erste ihrer Art ist. Aber es ist zielführend und stärkt unsere Region. Die Verbesserung der Unterrichtsversorgung, gerade im Bereich der Grund-, Haupt- und Realschulen, ist wichtig für die Bildungsgerechtigkeit. Und sie ist wichtig für den Mittelstand im ländlichen Raum.“ Die Bedeutung der gemeinsamen Initiative für die Gesellschaft fasst Krüger so zusammen: „Es geht nicht nur um den hohen Lebenswert unserer Region. Investition in Bildung ist Investition in Demokratie.“
Neben personalplanerischen Maßnahmen sowie der Stärkung der Studienseminare und Unterstützung der Schulen enthält die Kooperationsvereinbarung zudem Ideen der Landkreise, wie neue Lehrkräfte besser beraten und vor Ort unterstützt werden können. Um angehende Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiVD) gezielt für die unterversorgten Landkreise zu gewinnen, soll das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) in Braunschweig – zuständig für die Zulassung und Einstellung der LiVD landesweit – seine Beratungsleistung im Einstellungs- und Zulassungsverfahren intensivieren. Bewerbungen angehender LiVD mit dem Wunsch Cuxhaven und Stade sollen zudem möglichst zügig durch das RLSB BS zugewiesen werden.
Um die Standorte der Studienseminare Cuxhaven und Stade als Arbeits- und Lebensraum attraktiver zu gestalten und die Profilbildung zu schärfen, soll das regional zuständige RLSB Lüneburg mit den Leitungen der beiden Studienseminare in den beiden Kreisstädten kooperieren, um einen vertiefenden Schwerpunkt Digitalisierung und insbesondere KI in der Lehrerbildung vor Ort zu etablieren.
Die Landkreise Cuxhaven und Stade wollen eine Willkommenskultur für Lehrkräfte schaffen. So prüfen die Landkreise die Einrichtung eines Lehrkräfte-Servicebüros. Denkbare Ansätze in einem Bündel von Maßnahmen wären neben zusätzlichen Coaching- und Beratungsangeboten auch die Unterstützung bei der Wohnungssuche, bei der Arbeitsplatzsuche von Partnerinnen und Partnern sowie bei der Kita-Platzsuche. Ebenso könnten Lehrkräfte Förderung bei der Mobilität im Nahverkehr erhalten. Angedacht ist überdies eine Marketingkampagne für die Region – unter anderem mit einer Online-Plattform, mit der auch einzelne Schulen und ihr Umfeld vorgestellt werden.
Außerdem ist vereinbart, dass die Landkreise Stade und Cuxhaven an einem geplanten Modellprojekt für Schulen mit einer herausfordernden Unterrichtsversorgung (voraussichtlicher Zeitraum: 01.08.2025 bis 31.07.2027) teilnehmen. Im Rahmen des Modellprojekts erhalten die teilnehmenden Schulen die Möglichkeit, pädagogisch-organisatorische Ansätze aus den Schulen und aus den Dialogforen – im Sinne von „Reallaboren“ zur Bewältigung des Fachkräftemangels – zu erproben. Die Schulen mit einer herausfordernden Unterrichtsversorgung erhalten dabei eine Auswahl von verschiedenen Lösungsansätzen, mit denen sie ihre Unterrichts- und Organisationsstrukturen mit Hilfe von Unterstützungspersonal weiterentwickeln können. Insgesamt stehen hierfür zwei Millionen Euro zur Verfügung. Die Kombination aus Maßnahmen zur Schaffung von Handlungsspielräumen und der Einsatz von weiterem Unterstützungspersonal zielt darauf ab, langfristige und nachhaltige Lösungen für Schulen zu entwickeln und gleichzeitig die jeweilige Schulsituation positiv zu beeinflussen. Das Modellprojekt befindet sich derzeit in der Konzeptionierung.
Artikel-Informationen
erstellt am:
21.02.2025
Ansprechpartner/in:
Britta Lüers
Nds. Kultusministerium
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