Musik als Zugang zu Sprache - Pilotprojekt „Musik, Sprache, Teilhabe“ soll Flüchtlingskinder beim Spracherwerb unterstützen
Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte sollen mit musikalischen Elementen beim Erwerb der deutschen Sprache unterstützt werden. Das sieht das Pilotprojekt „Musik, Sprache, Teilhabe“ vor, das Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt gemeinsam mit der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann Stiftung, Liz Mohn, und der Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, heute bei einem Besuch in der Erstaufnahmeeinrichtung des Grenzdurchgangslagers Friedland vorgestellt hat.
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der „Musikalischen Grundschule“ sollten Lehrkräfte über Fortbildungen in die Lage versetzt werden, den Spracherwerb von Flüchtlingskindern über das Medium der Musik zu fördern, sagte Kultusministerin Heiligenstadt. „Musik kann den Zugang zur Sprache erleichtern, es gibt zwischen beiden deutliche Parallelen und Zusammenhänge. Rhythmus, Takt und Melodie gehören zur Musik und zur Sprache. Wir wissen, dass sich niedrigschwellige Lernmethoden und spielerisch-musikalische Elemente grade in der ersten Phase des Erlernens einer neuen Sprache überaus positiv auswirken. Daher möchten wir Lehrkräften, die sich in der Sprachförderung engagieren, zusätzliches didaktisches Handwerkszeug aus diesem Bereich mitgeben.“ Sowohl in Sprachlernklassen als auch in den Förderkursen Deutsch als Zweitsprache oder dem Sprachförderunterricht in Fördergruppen könnten die Inhalte von „Musik, Sprache, Teilhabe“ eingesetzt werden, so die Kultusministerin.
Für das Pilotprojekt „Musik, Sprache, Teilhabe“ wird das erprobte Konzept der in Niedersachsen seit 2012 laufenden „Musikalischen Grundschule“ im Hinblick auf eine durchgängige Sprachbildung weiterentwickelt und mit den zahlreichen und vielfältigen Bildungsinitiativen für Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte in Niedersachsen verknüpft. An dem Schulentwicklungsprojekt „Musikalische Grundschule“ der Bertelsmann Stiftung nehmen seit 2012 in Niedersachsen 120 Schulen teil.
Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Liz Mohn betonte, dass Bildung eine zentrale Voraussetzung für soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe sei. „Der Schlüssel für erfolgreiche Bildungswege unabhängig von kultureller, sprachlicher, religiöser und sozialer Herkunft ist die Sprache. Musik ist eine Sprache ohne Worte und verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Das gemeinsame Pilotprojekt kann daher einen wichtigen Beitrag leisten, um sowohl das Potenzial und die Persönlichkeit jedes Einzelnen zu fördern, als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.“ Die Bertelsmann Stiftung, so Liz Mohn weiter, wolle dazu beitragen, das Recht von Flüchtlingskindern auf Bildung umzusetzen. Mit „Musik, Sprache, Teilhabe“ werde in diesem Sinne ein weiterer wichtiger Baustein zur Bildungsteilhabe realisiert.
Bei „Musik, Sprache, Teilhabe“ sollen bestehende Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte aller Schulformen intensiviert und um den Aspekt der Musik im Kontext besonders der Sprachbildung und der kulturellen Teilhabe ergänzt werden. Die musikalische Erweiterung der laufenden Basisqualifizierung „Deutsch als Zweitsprache“ für Lehrkräfte in Sprachlernklassen und Förderkursen des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) stieß bereits auf positive Resonanz bei den teilnehmenden Lehrkräften. Für die geplante Ausweitung dieser Fortbildungsangebote im Rahmen von „Musik, Sprache, Teilhabe“ werden die Sprachbildungszentren im Zusammenspiel mit den niedersächsischen Kompetenzzentren für regionale Lehrerfortbildung eine entscheidende Rolle spielen.
Für die Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Doris Schröder-Köpf spielt Musik bei Fragen der Integration und Teilhabe eine wichtige Rolle: „Für die Kinder und Jugendlichen, die zu uns kommen, ist vieles neu. Sie haben ihre vertraute Umgebung, Freunde und Familienangehörige zurück lassen müssen. Über die Musik können sie spielerisch einen Zugang zu ihrem neuen Umfeld entwickeln. Dabei eröffnet die Musik ihnen vielfältige Möglichkeiten der Teilhabe und des Austauschs. Viele Kinder und Jugendliche kennen Melodien und Liedtexte aus ihrem Herkunftsland – über die Musik können sie somit auch etwas aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz mitteilen. Musik ist gleichzeitig auch eine Brücke zu ihrer neuen Umwelt: Sie können vieles über ihre neue Heimat erfahren, den Klang der für sie neuen Sprache und Begriffe kennenlernen. „Musik, Sprache, Teilhabe“ ist ein tolles Projekt, das vielen Kindern und Jugendlichen eine wichtige Grundlage bietet, um sich in ihrer neuen Gesellschaft zurechtzufinden.“
Auch die Leiterin der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen Dr. Susanne Graf begrüßt die Umsetzung von „Musik, Sprache, Teilhabe“. „Rhythmus kommt in jeder Kultur vor. Kinder werden durch das neue Projekt spielerisch an die deutsche Sprache herangeführt, wobei die Musik ihnen das Erlernen der Sprachmelodie erleichtert.“ Im Rahmen der Beschulung von Kindern und Jugendlichen am Standort der Erstaufnahmeeinrichtung Friedland bringe das Projekt noch einmal einen deutlichen Mehrwert für die Unterrichtsqualität, so Frau Dr. Graf.
Der Projektzeitraum für „Musik, Sprache, Teilhabe“ soll drei Jahre betragen. Das Niedersächsische Kultusministerium und die Bertelsmann Stiftung streben die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung noch im Frühjahr 2016 an.
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Schiffgraben 12, 30159 Hannover
Telefon: 0511 120 7148
Mobil: 0152 09013470
Email: sebastian.schumacher@mk.niedersachsen.deProjektbeschreibung "Musik, Sprache, Teilhabe"
Artikel-Informationen
erstellt am:
04.02.2016
Ansprechpartner/in:
Sebastian Schumacher
Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
Hans-Böckler-Allee 5
30173 Hannover
Tel: 05 11/1 20-71 48