Niedersächsischer Schülerfriedenspreis und Zivilcouragepreis 2017 verliehen – Schulen aus Bad Münder, Emden, Helmstedt und Osnabrück ausgezeichnet
Tonne: „Das Engagement für das friedliche und solidarische Zusammenleben in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft erscheint heute wichtiger denn je“
Im Rahmen einer Feierstunde im Landesmuseum Hannover sind am (heutigen) Mittwoch Schulen aus Bad Münder, Emden, Helmstedt und Osnabrück mit dem Schülerfriedenspreis 2017 und dem Zivilcouragepreis 2017 ausgezeichnet worden. Die Sieger erhielten jeweils eine Urkunde aus den Händen von Kultusminister Grant Hendrik Tonne sowie Geld- und Sachpreise.
Anlässlich der Preisverleihung sagte Minister Tonne: „Die Schulprojekte, die ich heute auszeichnen darf, sind herausragende Beispiele für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander und gegen Hass und Diskriminierung. Dieses Engagement für das friedliche und solidarische Zusammenleben in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft ist heute wichtiger denn je. Aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass Einstellungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bis weit in die Mitte der Gesellschaft reichen. Dazu zählen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Sexismus, die Abwertung von Sinti und Roma oder von asylsuchenden Menschen. In den letzten Monaten mussten wir leider immer wieder davon lesen und hören, dass Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft, ihrer Identität oder weltanschaulichen Orientierung bedroht oder angegriffen wurden. “
Der Minister dankte allen Preisträgern für ihr Engagement und ermutigte sie, darin nicht nachzulassen: „Als Kultusminister setze ich mich insbesondere dafür ein, dass unsere Schulen zu einem Ort gelebter Demokratie werden, in dem alle die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Dafür engagiere ich mich, aber dafür habt ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, euch auch in besonderer Weise engagiert.“
Der Schülerfriedenspreis des Niedersächsischen Kultusministeriums wird jährlich als Anerkennung für hervorragende Initiativen und über die Schule hinaus wirkende Projekte an Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Landes Niedersachsen sowie gegebenenfalls deren (auch ausländische) Partnerschulen verliehen. Ausgezeichnet werden Leistungen, die der Aufarbeitung von Terrorherrschaft und Diktatur, dem friedlichen Zusammenleben, der Völkerverständigung und dem interkulturellen Dialog, dem Abbau von Vorurteilen, der Vorbeugung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Gewalt sowie dem Einsatz für Zivilcourage dienen.
Seit der erstmaligen Auslobung des Preises beteiligt sich die Westermann Gruppe mit Sachspenden an der Auszeichnung: Die Preisträger erhalten neben dem Preisgeld des Landes Gutscheine für Lehr- und Lernmedien.
Die diesjährigen Preisträger und ihre Projekte
1. Preis: Grundschule Bad Münder, Projekt „Ich bin stark – und brauche keine Gewalt“
Preisgeld: 1.800 Euro
Man kann schon am Titel erahnen, dass sich dieses mit dem ersten Preis ausgezeichnete Projekt an alle Schülerinnen und Schüler der Grundschule Bad Münder richtete. Mit zahlreichen kleineren und größeren Maßnahmen und Projekten wurden alle mitgenommen und auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen: im Umgang miteinander auf Gewalt zu verzichten und friedlich, solidarisch und kooperativ miteinander umzugehen. Dafür wurden beispielsweise Portraitfotos der Schülerinnen und Schüler gemacht, ausgestellt und ausgetauscht, so dass sich jede Einzelne und jeder Einzelne angesprochen und mitverantwortlich für den Umgang miteinander fühlte. Es gab verschiedene Übungen, gemeinsame Spiele und gemeinsames Singen.
Die Vielfalt der Herangehensweisen und Aktionsformen, sowie die Einbeziehung der gesamten Schulgemeinschaft haben die Jury überzeugt und begeistert.
Und wenn es in der eingereichten Projektbeschreibung heißt, dass am Ende des Projektes ein Rückgang von Gewaltvorkommnissen und ein besseres Miteinander spürbar waren, dann wird deutlich, was solche Projekte an Schulen positiv bewirken können.
2. Preis: Berufsbildende Schule II Emden, Projekt „Aus der Geschichte lernen – Schülerinnen und Schüler der BBS II Emden treffen die Zeitzeugin und Auschwitzüberlebende Erna de Vries aus Lathen“
Preisgeld: 1.300 Euro
Schülerinnen und Schüler der BBS II in Emden beschäftigten sich im Rahmen des ausgezeichneten Projekts intensiv mit der Geschichte der Holocaust-Überlebenden Erna de Vries. Es begann zunächst mit einem Besuch von Frau de Vries im Geschichtsunterricht. An ihn schlossen sich weitere Begegnungen und intensive Gespräche an. So begleiteten Schülerinnen und Schüler Frau de Vries sogar nach Detmold, wo sie als Nebenklägerin in einem der wohl letzten Auschwitzprozesse auftrat.
Mit Unterstützung einer Medienfirma und mit Hilfe der Förderung durch das Internationale Auschwitz-Komitee Berlin wurden diese Begegnungen dokumentiert. Der professionell aufbereitete Film und die darin dokumentierte Geschichte haben die Jury sehr beeindruckt. Mit Hilfe des Films können auch andere von der Geschichte von Erna de Vries erfahren und aus ihr lernen.
Dies ist ein mustergültiges „Erinnern für die Zukunft“: Nicht nur historisches Wissen aneignen, sondern darauf basierend eine demokratische Grundhaltung entwickeln, die das Urteilen und Handeln in der Gegenwart und Zukunft anleitet.
3. Preis: Giordano-Bruno-Gesamtschule Helmstedt, Projekt „Draw my life“
Preisgeld: 1.000 Euro
Gegenstand des mit dem dritten Preis ausgezeichneten Videos „Draw my Life“, das im Rahmen einer Schulprojektwoche der Giordano-Bruno-Gesamtschule entstanden ist, sind die Erfahrungen der Ausgrenzung und Diskriminierung, die der aus Polen zugezogene Schüler Mateusz Bojda in Deutschland erfahren musste.
In seiner sachlich-ruhigen, gleichwohl eindringlichen Art wird die Betrachterin oder der Betrachter des Videos zum Nachdenken über die Folgen von Ausgrenzung und Diskriminierung angeregt. Besonders gut hat der Jury gefallen, dass der Kurzfilm zugleich einen Weg aufzeigt, wie man sich aus dem Rückzug und der Frustration, die aus der Erfahrung von Diskriminierung resultierten, wieder befreien kann und welche Rolle dabei Offenheit, Freundschaft und Zusammenhalt spielen.
Zivilcouragepreis 2017: Kooperative Gesamtschule Schinkel, Osnabrück, Projekt „Kuntergraue Liebe – dunkelbunte“
Preisgeld: 1.400 Euro
Das Theaterstück dreht sich um Themen wie die erste Liebe, den Umgang mit der eigenen Sexualität, ein unfreiwilliges Coming-Out und damit verbundene Erfahrungen von Diskriminierung, Mobbing und Homophobie.
In das eineinhalbstündige Stück, das vom Theater-Wahlpflichtkurs der neunten Jahrgangsstufe der KGS Schinkel geschrieben, inszeniert und intensiv geprobt wurde, waren insgesamt 38 Schülerinnen und Schüler, vier Lehrkräfte und zwei Theaterpädagoginnen tatkräftig beteiligt. Gezeigt wurde es nicht nur an der KGS Schinkel, sondern etwa auch bei dem überregionalen Festival „Gay in May“ an der Fachhochschule Osnabrück.
Die Jury hat insbesondere der Mut beeindruckt, mit dem sich die Schülerinnen und Schüler der KGS Schinkel, mit einem nicht gerade einfachen Thema so selbstbewusst auf die Bühne gewagt haben.
Alle Preisträger des Schülerfriedenspreises 2017
Artikel-Informationen
erstellt am:
07.02.2018
Ansprechpartner/in:
Sebastian Schumacher
Nds. Kultusministerium
Pressesprecher
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