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Kultusminister Tonne verleiht Schülerfriedenspreis, Zivilcouragepreis und Sonderpreis zu 75 Jahre Niedersachsen: Klares Zeichen gegen Ausgrenzung und Hass und für ein gutes und solidarisches Miteinander


Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat am heutigen Mittwoch (08.12.2021) sechs Schulen und Schulprojekte mit dem Niedersächsischen Schülerfriedenspreis, dem Zivilcouragepreis sowie einem Sonderpreis zum Landes-Geburtstag ausgezeichnet.

Mit dem Schülerfriedenspreis und dem Zivilcouragepreis würdigt das Land schulische Projekte, die dem friedlichen Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache, Kultur und Religion, der Völkerverständigung, dem interkulturellen Dialog, der Vorbeugung von Gewalt, Aufarbeitung von Terrorherrschaft sowie dem Abbau von Vorurteilen und dem Einsatz für Zivilcourage dienen. Der anlassbezogene Sonderpreis 2020/2021 befasste sich – passend zum Landesjubiläum – mit dem Thema „Wir in Niedersachsen. 75 Jahre Niedersachsen“.

„Die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, menschenfeindliche Einstellungen, die bis weit in die Mitte der Gesellschaft reichen, die Zunahme von Hatespeech oder der menschengemachte Klimawandel und seine jetzt schon dramatischen Folgen, stellen uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen und erfordern unser entschlossenes Handeln“, ordnet Kultusminister Tonne die heutige Auszeichnung ein und betont: „Wir brauchen Antworten und Reaktionen auf diese Herausforderungen und genau deshalb freue ich mich auch so über die heute ausgezeichneten Projekte von Schülerinnen und Schülern, die genau das exemplarisch leisten. Sie setzen ein ganz klares Zeichen gegen Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung und setzen sich für ein gutes und solidarisches Miteinander in Schule und darüber hinaus ein.“

Seit 1993 lädt das Kultusministerium regelmäßig alle Schulen im Land ein, sich um den Schülerfriedenspreis zu bewerben. Beteiligen können sich alle Schulformen und Jahrgangsstufen, die gesamte Schule, einzelne Jahrgangsstufen oder Klassen, Arbeitsgemeinschaften, Lerngruppen aller Art und auch einzelne Schülerinnen und Schüler. Alle Darstellungsformen sind dabei willkommen, d.h. es können Texte, Filme, Theater- oder Musikstücke, Kunstwerke, Plakate oder digitale Produkte eingereicht werden.

Die Preisträger

Der 1. Preis beim Schülerfriedenspreis (1.500 €) geht an die Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck für ihr Projekt „Ein Mahnmal für die Muna“. Bereits 2015 hatten Schülerinnen und Schüler der BBS Osterholz-Scharmbeck nach einem Besuch der Luftmunitionsanstalt (Muna) Lübberstedt einen Erinnerungsort entwickelt. Damit gedenken sie „in vorbildlicher Art und Weise den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die in Lübberstedt unter menschenverachtenden Bedingungen arbeiten und leben mussten“, so Tonne. Besonders beeindruckt war die Fachjury davon, dass der Erinnerungsort als Mahnung für die Zukunft nicht nur ein fester Teil des Schullebens (z.B. für szenische Lesungen) ist, sondern dieser viel mehr noch beständig zur Auseinandersetzung mit der Geschichte anregt und das Gedenken an die dunkle Zeit der Zwangsarbeit wachhält.

Mit dem 2. Preis beim Schülerfriedenspreis (1.250 €) wird das Ulrichsgymnasium in Norden ausgezeichnet. Mit ihrem Projekt „Du bist nicht allein“ setzt sich die Schule mit der Frage auseinander, wie eine Schule Vielfalt leben und ein entschlossenes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung setzen kann. Mit der Zeit haben die engagierten Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Projekte und Formate für eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ entwickelt – darunter ein selbst komponiertes Lied. Die Jury zeigte sich in ihrer Wertung beeindruckt von der Vielfältigkeit des Projektes, mit dem es gelungen sei, die Schulgemeinschaft gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung sowie für ein gutes Miteinander zu aktivieren.


Den 3. Preis beim Schülerfriedenspreis (1.000 €) erhält die Carl-Friedrich-Gauß-Schule Hemmingen (KGS) für ihr Vorhaben „Celebrate Diversity – Identitätskonstruktionen“. Unter diesem Titel hat sich eine Schülergruppe gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern ihres langjährigen polnischen Partner-Gymnasiums in Wrocław mit der Frage zur Teilhabe bzw. zur Ausgrenzung der größten ethnischen Minderheit Europas, den Sinti und Roma, auseinandergesetzt. Aus Gesprächen zu diesem Thema entstand unter anderem ein Dokumentarfilm. Die Jury hat insbesondere beeindruckt, wie intensiv sich die Schülerinnen und Schüler mit dem wichtigen Thema des Umgangs mit der Minderheit der Sinti und Roma, mit Formen und Wirkweisen der Diskriminierung und des Ausschlusses beschäftigt haben.

Mit einer Aktionswoche hat sich das Gymnasium Bad Zwischenahn-Edewecht für den diesjährigen Zivilcouragepreis qualifiziert. Schockiert durch den rassistischen Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau, hatte sich im Februar 2020 eine Schülergruppe mit zehn Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgängen 12 und 13 gebildet, die im folgenden Herbst eine Pausenhofaktion gegen Rassismus durchführte, um ein deutliches Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und Rassismus zu setzen. Damit habe die Schule deutlich gemacht, „wir an unserer Schule stehen gemeinsam und persönlich ein gegen Rassismus – ein Wegducken angesichts von Rassismus ist und darf für uns keine Lösung sein“, sagte Tonne während der Preisverleihung.

Der diesjährige Sonderpreis „Wir in Niedersachsen. 75 Jahre Niedersachsen“ geht an die Alexanderschule Wallenhorst. Mit ihrem Projekt „Vom Einrad zum Tandem“, ist es der Hauptschule laut Jury gelungen, nicht nur einen Blick auf die eigene Geschichte, den Holocaust und das NS-Regime zu richten, sondern die Auseinandersetzung mit Rassismus und Ausgrenzung kontinuierlich und über einen langen Zeitraum in das Schulleben zu integrieren und so einen wichtigen Beitrag zur Kultur des Erinnerns und gegen das Vergessen zu leisten. Ausgang im Schuljahr 2008/2009 war die Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ – sowie Gespräche mit dem damaligen Schüler Geronimo Franz. Als junger Sinto war er einer der ersten, der seine persönliche Geschichte – nämlich die der Ausgrenzung und Verfolgung seines Großvaters in der NS-Zeit – im Rahmen des Unterrichts thematisierte. Gemeinsam mit dem Sinti-Kulturverein „Maro Dromm Sui Generis“ arbeitet die Schule seitdem in einer im Tandem angelegten Projektarbeit zu Themen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.


Ein Video mit Eindrücken von der Schülerfriedenspreis-Verleihung gibt es hier.


Hintergrund

Die Preisträgerschulen erhalten neben einer Urkunde und einem Geldpreis seitens des Kultusministeriums auch Sachpreise der Westermann-Verlagsgruppe, die den Schülerfriedenspreis seit seiner erstmaligen Auslobung unterstützt. Die Mitglieder der Fachjury in diesem Jahr waren: Dr. Gabriele Andretta (Präsidentin des Niedersächsischen Landtages), Prof. Dr. Dirk Lange (Direktor des Instituts für Didaktik der Demokratie Leibnitz Universität Hannover), Dr. Elke Gryglewski (Leiterin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten), Ulrika Engler (Direktorin der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung), Inga Niehaus (Fachbereichsleiterin für Politische Bildung / Europa und Internationales am NLQ) und Kara-Arietta Lissy (Lehrerin am Werner-von-Siemens-Gymnasium Bad Harzburg).

Für die Verleihungsrunde 2020/2021 waren 40 Bewerbungen eingegangen.


Kultusminister Grant Hendrik Tonne   Bildrechte: MK

Kultusminister Grant Hendrik Tonne

Artikel-Informationen

erstellt am:
08.12.2021
zuletzt aktualisiert am:
09.12.2021

Ansprechpartner/in:
Ulrich Schubert

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