"Oh, eine Dummel!" Landesweite Wanderausstellung zu Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire
Die Niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt eröffnet am Montag, den 11. April 2016 im Celler Kultur- und Jugendzentrum CD-Kaserne die landesweite Wanderausstellung „Oh, eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“. Die Ausstellung, die rund 60 aktuelle Karikaturen namhafter Künstler wie Ralph Ruthe, Tetsche und Til Mette sowie satirische Film- und Fernsehbeiträge umfasst, ermöglicht einen besonders jugendgerechten Zugang zu den Themen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. Anhand der Zeichnungen und Filmbeiträge können sich Ausstellungsbesucherinnen und -besucher mit den typischen, allzu simplen rechtspopulistischen und rechtsextremen Problemlösungsversuchen und Argumentationsweisen auseinandersetzen und so deren gefährlichen Gehalt offenlegen.
Die Wanderausstellung kann von Schulen, gemeinnützigen Organisationen, Galerien, Städten, Gemeinden, Kulturzentren usw. kostenfrei gebucht werden und ist insbesondere für Schulklassen ab Jahrgangsstufe 9 oder Jugendgruppen - aber auch für Erwachsene - geeignet. Sie wird mit speziell erarbeitetem didaktischen Material begleitet. Für Schulklassen und Jugendgruppen gibt es, je nach Standort, im Anschluss an den Besuch der Ausstellung auch die Möglichkeit, selbst Karikaturen und Zitate beizusteuern oder vertiefende Informationen zu erhalten. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt hat die Schirmherrschaft für die Wanderausstellung übernommen: „Wer die Karikaturen und Satirebeiträge betrachtet, dem bleibt das Lachen förmlich im Hals stecken. Sie können aber gerade für junge Leute ein guter Anknüpfungspunkt sein, um über die Entstehung und aktuelle Formen von Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit nachzudenken. In Zeiten, in denen rassistische Hetze und menschenfeindliche Parolen spürbar zunehmen, wünsche ich mir, dass durch die Ausstellung z.B. in Schulen Diskussionen entstehen, wie man dem etwas entgegensetzen kann.“
Konzipiert und realisiert wurde die Wanderausstellung von der CD-Kaserne in Kooperation mit dem Fachdienst Jugendarbeit der Stadt Celle. „Die Idee zur Ausstellung kam uns, nachdem wir nach einer passenden Ausstellung für Jugendliche im Rahmen der Celler Aktionswochen gesucht hatten. Wir wollten hierbei einen anderen, emotionaleren und jugendgerechteren Zugang zu der Thematik und wurden auf dem Ausstellungsmarkt nicht fündig. So haben wir kurzerhand beschlossen, selbst eine Wanderausstellung zu konzipieren.“, so Kai Thomsen, Projektleiter der Wanderausstellung.
Die in der Ausstellung gezeigten Karikaturen sind verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und Satire-Magazinen entnommen und stammen u.a. von Ralph Ruthe, Klaus Stuttmann, Kostas Koufogioros, Tetsche, Til Mette, Thomas Metzner, Harm Bengen und Heiko Sakurai. Die satirischen Beiträge setzen sich vor allem aus Beiträgen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (z.B. NDR, Extra3 / ZDF, Die Anstalt etc.) zusammen. Abgerundet wird die Ausstellung durch gegenständliche, „real“-satirische Auseinandersetzungen mit dem Thema Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. So wird ein Film über den „unfreiwilligen Spendenlauf von Wunsiedel“ sowie „Devotionalien“ des Satire-Labels „Storch Heinar“ gezeigt, das als Antwort auf die unter Rechtsextremen beliebte Mode-Marke „Thor Steinar“ gegründet wurde. Thomsen fühlt sich in der rund einjährigen Vorbereitungsarbeit von vielen Seiten bestätigt: „Wir haben ausnahmslos positive Reaktionen erlebt. Viele Karikaturisten haben ihre Werke kostenlos zur Verfügung gestellt, viele Künstler haben sich gemeldet und erkundigen sich auch noch heute regelmäßig nach dem Sachstand der Ausstellung. Sowohl Fernsehanstalten als auch Stiftungen und Initiativen bis hin zu einem extra eingerichteten ehrenamtlichen Ausstellungskuratorium – alle haben uns sehr gut beraten und unterstützt.“
Zum Begleitprogramm gehört auch eine eigens dafür entwickelte Ausstellungszeitung, die neben einer Auswahl von Karikaturen auch Zitate unterstützender Künstlerinnen und Künstler wie Culcha Candela, Clueso, Cro, Jella Haase, Milky Chance, die Toten Hosen und Karolin Herfurth sowie Interviews zum Thema Rechtsextremismus enthält. „Auch auf diese Weise bietet die Ausstellung einen etwas anderen Zugang zum Thema Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, als er sonst oft in der politischen Bildung verbreitet ist“, so Projektleiter Thomsen.
Der Autor, Musiker, Filmemacher und Cartoonist Ralph Ruthe, der mit seinem „Dummel“-Cartoon der Ausstellung seinen Titel verliehen hat, ist in der Zeitung mit einem Interview vertreten. In rechtsextremen Erscheinungen sieht er eine Gefahr, gegen die er sich als öffentliche Person positionieren müsse: „Hassen ist so einfach. Um zu hassen muss man nichts können. Jede Dummel kann hassen. Hass auf Asylanten, Hass auf Homosexuelle, Hass auf ‚die Ausländer‘. Ich verstehe, wenn manche Leute wütend sind. Das bin ich auch manchmal. Und Wut kann etwas Gutes sein, ein Antrieb für etwas Konstruktives, der Schubs den man braucht, um Dinge zu verändern. Hass allerdings führt niemals zu etwas Gutem. Sei keine Dummel!“
Die Ausstellung wird finanziell gefördert durch das Niedersächsische Kultusministerium, die Klosterkammer Hannover, die Stiftung Niedersachsen, die Nord/LB Kulturstiftung, den Lüneburgischen Landschaftsverband und das Bundesprogramm „Demokratie Leben!“. Die Umsetzung der Ausstellung wurde von der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Bianca Brüning und einem Kuratorium unterstützt: Linda Anne Engelhardt (Aufsichtsratsvorsitzende CD-Kaserne gGmbH), Dr. Sebastian Fischer (Leibniz Universität Hannover), Daniela Koß (Stiftung Niedersachsen), Marcus Laube (Stadt Celle), Claudia Schanz (Niedersächsisches Kultusministerium), Ralf Schmalhorst (KAV-Gymnasium Celle), Kai Thomsen (CD-Kaserne gGmbH), Dr. Jochen Walter (Niedersächsisches Kultusministerium). Auch Dr. Jens-Christian Wagner, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, hat als Kuratoriumsmitglied die Ausstellung in ihrer Entwicklung begleitet: „Es wäre falsch, Mord und Verfolgung im Nationalsozialismus mit heutigen Formen des Rechtsextremismus gleichzusetzen“, so Wagner. „Dennoch zeigt die aktuelle Hetze gegen Flüchtlinge, die aus der Mitte der Gesellschaft kommt, erschreckende Ähnlichkeiten mit Ausgrenzungsdiskursen in den 1930er Jahren. Dies mit den Mitteln von Karikatur und Satire aufzuzeigen und rassistische Vorurteile aufzudecken, gelingt der Ausstellung auf ganz hervorragende Weise.“
Einige Ausstellungstermine der Wanderausstellung „Oh eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“ stehen bereits fest:
11. April Eröffnung in Celle 17:30 Uhr – Ort: CD-Kaserne
12. April bis 21. April Ausstellungszeitraum in Celle, CD-Kaserne, Hannoversche Str. 30b, 29221 Celle. Öffnungszeiten: 12.4. bis 15.4. 8 Uhr bis 17:30 Uhr, am Sa., 16.4. und So., 17.4. 11 Uhr bis 17:00 Uhr, 18.4. bis 21.4. 8 Uhr bis 17:30 Uhr
19. Mai Eröffnung in Hannover 18:30 Uhr – Ort: Nord/LB art gallery
20. Mai bis 20. Juni Ausstellungszeitraum in Hannover, Nord/LB art gallery, befindet sich im Gebäude der NORD/LB in Hannover, Friedrichswall 10, 30159 Hannover an der Ecke Willy-Brandt-Allee.
1. September bis 15. September in Holzminden
31. Oktober bis 24. November in Achim - Ort: Rathaus
Weitere Ausstellungsorte u.a. Verden und Nienburg sind in Planung, immer aktuell auf www.dummel-ausstellung.de nachzulesen.
Darüber hinaus kann die Ausstellung für weitere Orte kostenfrei gebucht werden. Lediglich Transportkosten und Versicherungen sind durch den Standort zu tragen. Es besteht außerdem die Möglichkeit begleitender Aktionen, Führungen und Schulungen. Interessierte können sich an das Projektteam der Ausstellung wenden:
Stefanie Fritzsche
c/o CD-Kaserne gGmbH
Tel. 05141-97729-15
Stefanie Fritzsche steht auch als Ansprechpartnerin für Journalistinnen und Journalisten zur Verfügung.Artikel-Informationen
erstellt am:
08.04.2016