Integration durch Bildung
Die zunehmende Internationalisierung aller Lebensbereiche und Pluralisierung der Lebenswelten, weltweite Abhängigkeiten bei ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklungen und massive Wanderungs- und Fluchtbewegungen sind wesentliche Merkmale des vergangenen 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Auch in den Klassenzimmern ist die Realität schon längst mehrsprachig und multikulturell. Schülerinnen und Schüler aus 10 und mehr verschiedenen Nationalitäten in einer Klasse sind durchaus keine Seltenheit. Zuwanderung ist auch nicht mehr ein spezifisches Phänomen städtischer Ballungsgebiete, sondern inzwischen Alltag auch in kleinen Städten und Gemeinden sowie in ländlichen Regionen.
Ein Grundverständnis interkultureller Bildung, das als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip praktiziert wird und alle Schülerinnen und Schüler im Blick hat, kann in folgenden Thesen zusammengefasst werden, die auch die Eckpunkte der im Oktober 1996 verabschiedeten Empfehlung der Kultusministerkonferenz "Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule" bietet:
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Sprachliche und kulturelle Vielfalt sind Normalität; Die Schule ist ein Ort interkultureller Erfahrung.
Angesichts der Internationalisierung aller Gesellschaftsbereiche und der Pluralisierung von Lebenswelten ist interkulturelle Kompetenz eine notwendige Schlüsselqualifikation für alle Kinder und Jugendliche. -
Interkulturelle Bildung ist kein weiteres Fach und keine "Minderheitenpädagogik", sondern Teil der Allgemeinbildung.
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Interkulturelle Bildung unterstützt die Entwicklung persönlicher Identität und macht offen für Begegnungen mit Anderen.
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Interkulturelle Bildung stärkt die Fähigkeit zur Wahrnehmung der eigenen Perspektive und zum Perspektivenwechsel.
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Auch Lehrende sind im Prozess interkultureller Bildung Lernende.
Entscheidend ist nicht, wie viele Aspekte jeweils in einer Schule Berücksichtigung finden, sondern vielmehr, in wie weit die von ihr gewählten Schwerpunkte im Unterricht und Schulleben verankert und nicht auf isolierte Einzelprojekte reduziert werden. Wichtig ist auch, dass die zwischen den verschiedenen interkulturellen Lernfeldern bestehenden Zusammenhänge erkannt und genutzt werden. Die noch in der Praxis oft bestehende Trennung – wenn nicht gar "Konkurrenz" – z. B. zwischen der Praxis interkulturellen Lernens "in multikulturellen Klassen" von den schulischen Aktivitäten im internationalen und entwicklungspolitischen Bereich ist durch die gesellschaftliche Entwicklung überholt und aus der Perspektive eines ganzheitlichen pädagogischen Ansatzes nicht sinnvoll. Auch hier könnte ein "Perspektivwechsel" bzw. ein Umdenken – bei den Lehrenden sowie bei den Lernenden – für das interkulturelle und globale Lernen fruchtbare Impulse bringen, ohne dass dabei auf inhaltliche Akzentuierung und spezifische Profile verzichtet werden müsste. Ungeachtet der unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkte sollten alle Wege und Ansätze von einem Verständnis interkultureller Bildung ausgehen, das sich an folgenden "Grundprinzipien" orientiert:
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Adressaten sind alle Schülerinnen und Schüler (und Lehrkräfte)
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Implementierung interkultureller Bildung in den Regelunterricht ("Perspektivwechsel")
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Rollenreflexion der Lehrkräfte
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Sichtbarkeit sprachlicher und kultureller Vielfalt in der Schule
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Fächerübergreifende Zusammenarbeit / Kooperation zwischen Regelunterricht und muttersprachlichem Unterricht
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Partizipation der Eltern
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Öffnung der Schule und Kooperation mit außerschulischen Partnern, Einbeziehung von "Expertinnen/Experten" aus anderen Herkunftsländern in den Unterricht
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Tolerante Schulkultur
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Nds. Kultusministerium
Schiffgraben
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Tel: 0511 / 120 7198